Die eigenen vier Wände sind für viele Menschen der sicherste Ort. Auch wenn meist nur eine Tür zwischen der Welt „da draußen“ und dem eigenen Zuhause vorhanden ist, fühlen wir uns dort sicher und geborgen. Hier haben wir einen Rückzugsort, finden Ruhe und können dem Alltagstrubel zumindest auf Zeit entfliehen. Doch was ist, wenn eine Bedrohung hinter dieser vermeintlich sicheren Tür lauert?

Worum ging es?

Entwicklung Key Visual
Kommunikationsmittel

Wer war beteiligt?

Agentur

Markt

In Thüringen gibt es derzeit knapp 520 öffentliche Apotheken. Die Landesapothekerkammer Thüringen (kurz LAKT) ist die berufliche Vertretung aller Apotheker­innen und Apotheker im Freistaat. Sie wird getragen von der engagierten Mitarbeit vieler ehrenamtlich tätiger Apotheker:innen. In verschiedenen Gremien haben sie entscheidenden und richtungsweisenden Einfluss auf die Kammerarbeit und tragen maßgeblich zum Erfolg berufspolitischer Vorstöße sowie zum Gelingen zahlreicher Projekte und Initiativen bei.

Ziele und Zielgruppen

Häusliche Gewalt beginnt nicht erst mit Schlägen. Vor allem durch die Corona-Lockdowns 2020 und 2021 erfuhr Gewalt in Partnerschaften einen sprunghaften Anstieg. Und in mindestens vier von fünf Fällen ist eine Frau betroffen. In Kooperation mit den Thüringer Frauen­häusern ruft die LAKT eine Initiative ins Leben, die betroffenen Frauen in Thüringen hilft und Möglichkeiten eines Ausweges aufzeigt. Ziel ist die Entwicklung eines unauffälligen und einfachen Giveaways, welches die Betroffene sowie Menschen mit Kontakt zu Betroffenen auf das Angebot aufmerksam macht.

Strategischer Planungsansatz

Frauenhäuser arbeiten meist im Verborgenen. Die Apotheke hingegen ist eine weithin sichtbare, leicht zugängliche Anlaufstelle, ein überall erreichbarer Ort, in dem Vertraulichkeit und Diskretion erlebbar sind. Wir entwickeln ein Key-Visual mit einfacher und symbolischer Formensprache, das zugleich als Erkennungszeichen fungiert. Die Strategie dahinter: ein trojanisches Pferd gegen die Häusliche Gewalt.

 

Kreative Leitidee

„Einmal VIOLIND bitte!“ – Im Kontext einer Apotheke verleitet der Name VIOLIND dazu, ihn mit einer schmerzlindernden Medizin oder Creme zu assoziieren. Die Farbe Violett spielt im Feminismus eine große Rolle, denn sie steht für Emanzipation und Gleichheit von Männern und Frauen. Auch viele Hersteller von Kosmetika nutzen diese Farbe bei der Gestaltung von Verpackungen. Mit VIOLIND haben wir das aufgegriffen und konzeptionell sowohl bei der farblichen Gestaltung als auch bei der textlichen Entwicklung die Kommunikation auf Ort (Apotheke) und Zielgruppe (Frauen) voll abgestimmt. Die VIOLIND-­Pflasterverpackung fügt sich nahtlos in die Aufmerksamkeitsarchitektur einer Apotheke ein und ist das Giveaway für Hilfesuchende. Neben wichtigen Informationen und Kon­takten zur Vermittlung von Frauenhäusern findet sich in der Pflasterbox auch der lila-farbige Rezeptschein: Ein unauffälliges Kommunikationsmittel mit dem betroffene Frauen konkret, nonverbal und unmittelbar Hilfe bei den Apotheker:innen einfordern können.

 

Consumer Insight

Ein Apothekenbesuch ist alltäglich – und damit unverdächtig. Zudem werden Apotheker:innen von ihren Kunden:innen als Vertrauenspersonen wahrgenommen. VIOLIND verbindet diese Kompetenz der Apotheke mit der langfristigen Unter­stützung durch Expert:innen.

Medien

Neben der Pflasterbox mit Rezept und Beipackzettel in sieben Sprachen, sind viele weitere Medien entstanden, die in den Räumen der Apotheke auf die Initiative hinweisen und informieren. So gehören zum Beispiel Kassenaufsteller, Türanhänger und kleine Plakate dazu. Wichtige Informationen und Kontakte zu den ansässigen Frauen­häusern finden Betroffene auf der VIOLIND-Webseite. Ein speziell entwickelter Verhaltensleitfaden und eine Checkliste dienen den Apotheker:innen und PTA’s als Schulungsgrundlage für den Umgang mit Hilfesuchenden.

Resultate

Die VIOLIND-Initiative stößt auf volle Zustimmung bei den Apothekerinnen und Apothekern und insbesondere bei den Thüringer Frauen­häusern. Alle Apotheken im Freistaat haben ein auffällig und einzigartig gestaltetes Starterpaket mit sämtlichen Materialien erhalten und können sich somit an der Aktion beteiligen. Monatlich stattfindende und gut besetzte Online-Schulungen für das Apothekenpersonal zeugen von regem Interesse und werden von der LAKT und den Thüringer
Frauen­häusern genutzt, damit die VIOLIND-Initiative stetig präsent bleibt und die Apotheken in Thüringen mehr und mehr zur Anlaufstelle für betroffene Frauen werden.